Das Rezitieren von Mantras ist seit vedischen Zeiten ein Weg in die Versenkung einzutauchen. Auch im mittelalterlichen Haṭha-Yoga und der gesamten tantrischen Bewegung war die Meditation über Mantras eine wesentliche Technik.

Dattatreyayogashastra
aṅgeṣuLokativ Singular
aṅgaSubstantiv Neutrum
in den Gliedern, auf den Körperteilen
mātr̥kāTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
mātr̥kāSubstantiv Feminin
Alphabet
nyāsaTatpuruṣa-Kompositum
nyāsaSubstantiv Maskulin
das Auftragen
pūrvamAkkusativ Singular
pūrvaAdjektiv
zuerst
mantramAkkusativ Singular
mantraSubstantiv Maskulin
Mantra
japan Nominativ Singular
japanPartizip Präsens Aktiv
rezitierend
sudhīḥNominativ Singular
sudhīSubstantiv Maskulin
der Weise
yamAkkusativ Singular
yadPronomen
wobei
kaṁcanaAkkusativ Singular
kamPronomencanaSuffix
ein jeder
abhisiddhayeDativ Singular
abhisiddhiAdjektiv
zum Zwecke der Erreichung des Ziels
abhisiddhiAdjektiv
abhiPräfixsiddhiSubstantiv Feminin
zum Ziel gelangen
abhiPräfixzu - her, zu - hin, nach - hin, gegen
siddhiSubstantiv FemininZustandekommen, Geraten, Gelingen, glücklicher Erfolg
syāt3. Person Singular Optativ
asVerbalwurzel
es möge/würde/soll sein
mantraTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
mantraSubstantiv Maskulin
Mantra
yogaḥNominativ Singular
yogaSubstantiv Maskulin
Yoga, Vereinigung
kathyate3. Person Singular Passiv Präsens
kathVerbalwurzel
wird genannt

Der Weise, der im Begriff ist ein Mantra zu rezitieren, trägt zuerst das Alphabet auf seine Körperteile auf. Wobei ein jeder so das Ziel erreichen würde. Es wird Mantrayoga genannt.

mr̥duḥNominativ Singular
mr̥duAdjektiv
mild, weichlich, schwach, verweichlicht, schwächlich
tasyaGenitiv Singular
tadPronomen Maskulin
dessen
adhikārīNominativ Singular
adhikārinSubstantiv Maskulin
einer der tauglich/geeignet ist zu etw.
syāt3. Person Singular Optativ Singular
asVerbalwurzel
er möge
dvādaśaKarmadhāraya-Kompositum
dvādaśaZahlwort
zwölf
abdaiḥInstrumentalis Plural
abdaSubstantiv Maskulin
nach Jahren
tu
tuPartikel
doch, nun
sādhanātAblativ Singular
sādhanaSubstantiv Maskulin
durch Praktizieren
prāyeṇa
prāyeṇaIndikativ
höchstwahrscheinlich
labhate3. Person Singular Indikativ Präsens
labhVerbalwurzel
er erhält
jñānamAkkusativ Singular
jñānaSubstantiv Maskulin
Erkenntnis
siddhiḥ_Nominativ Singular
siddhiSubstantiv Maskulin
die übernatürliche Fähigkeit
ca
caPartikel
und
eva
evaPartikel
so, auf diese Weise
aṇimaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
aṇimaSubstantiv Maskulin
Fähigkeit so klein zu werden wie der kleine Partikdel der Materie
ādikāḥNominativ Plural
ādiAdjektiv
beginnend mit

Schwächlich ist derjenige, der hierfür geeignet ist. Aufgrund zwölfjähriger Praktizierung (sādhana) erlangt er gewöhnlich Erkenntnis (jñāna) und die übernatürliche Fähigkeit (siddhi) so klein zu werden wie der kleinste Partikel der Materie usw.

alpaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
alpaAdjektiv
gering, klein
buddiḥNominativ Singular
buddhiSubstantiv Feminin
Intellekt, Intelligenz
imamAkkusativ Singular
idamPronomen
dieses
yogamAkkusativ Singular
yogaSubstantiv Maskulin
Yoga
sevate3. Person Singular Medial Präsens
sevVerbalwurzel
er erwählt
sādhakaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
sādhakaSubstantiv Maskulin
Anwärter
adhamaḥNominativ Singular
adhamaSubstantiv Maskulin
der Niedrigste
mantraTatpuruṣa-Kompositum Instrumentalis
mantraSubstantiv Maskulin
Mantra
yogaḥNominativ Singular
yogaSubstantiv Maskulin
Yoga, Vereinigung
hi
hiPartikel
denn, fürwahr
ayamNominativ Singular
idamPronomen
dieses
proktaḥNominativ Singular
proktaPartizip Perfekt Passiv
gelehrt, gesagt
yogānām Genitiv Plural
yogaSubstantiv Maskulin
der Yogas
adhamaḥNominativ Singular
adhamaAdjektiv
unterstes, niedrigstes
tu
tuPartikel
doch, nun
saḥNominativ Singular
tadPronomen 3. Person
er

Der Niedrigste unter den Anwärtern, derjenige mit geringer Intelligenz erwählt diesen Yoga. Denn Yoga der Mantras wird als der niedrigste unter den Yogas gelehrt.

Mantra-Yoga Anknüpfen an eine tantrische Tradition und weiter gehen

Das Dattātreya-Yoga-Śāstra nennt Mantra-Yoga als den ersten und einfachsten Weg des Yoga. Selbst wenig talentierte Übende erreichen nach 12 Jahren Erkenntnis (jñāna) und übernatürliche Fähigkeiten (siddhi). Auf den ersten Blick können wir uns fragen warum es dann noch andere Wege braucht.

Doch dieser Mantra-Yoga wird durch die Eignung für selbst untalentierte Übende zugleich auch abgewertet. Später im Text wird die Rezitation von Mantras sogar als etwas dargestellt, vor dem man sich hüten sollte.

Dieser Weg des Yoga scheint hier also vor allem aufgeführt zu sein, weil die Rezitation von Mantras in der gesamten tantrischen Bewegung der damaligen Zeit üblich und weit verbreitet war. Der hier vorgestellte Haṭha-Yoga eröffnet andere Schwerpunkte der Übungspraxis und übt indirekt Kritik am Weg der Mantras (mantra-marga) aus.

Laute an Körperorten

In einigen Traditionen des Tantra gibt es eine Technik in der man Teile des Körpers entweder direkt berührt, oder sich auf diese Teile konzentriert. Jeder Körperteil ist dabei mit einem bestimmten Laut (Mantra) assoziiert. Diesen Laut wiederholt der Meditierende in seiner Praxis zusammen mit der Berührung oder der Konzentration.

In anderen tantrischen Techniken beschmiert sich der Yogi mit Asche. Vielleicht bezieht sich dieser Satz auch darauf.

Auch werden die Blütenblätter der Cakras oft mit den Buchstaben des Alphabetes assoziiert.

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  • „Wobei dieser Mantra-Yoga durch die Eignung für selbst untalentierte Übende zugleich auch abgewertet wird.“
    Ich finde es ist nicht die Eignung für untalentierte Übende, durch die das Mantra Yoga [...] „Wobei dieser Mantra-Yoga durch die Eignung für selbst untalentierte Übende zugleich auch abgewertet wird.“
    Ich finde es ist nicht die Eignung für untalentierte Übende, durch die das Mantra Yoga abgewertet wird sondern die Wahl der Worte des Erzählers.