Das Śārdūlavikrīḍita-Metrum besteht aus 19 Silben pro Pāda (Verszeile), wobei ein vollständiger Vers aus 4 Pāda besteht. Jedes Pāda hat in sich eine Zäsur nach 12 (bzw. 2x6) Silben.

Sanskrit Metren

Wörtliche Übersetzung:

  • śārdūla = "Tiger"
  • vikrīḍita = "Spiel", "Tanz", "Herumtollen"

Das Śārdūlavikrīḍita-Metrum wird als das "Spiel des Tigers" übersetzt. Es ist eines der bekanntesten und kunstvollsten Versmaße der klassischen Sanskrit-Dichtung. Aufgrund seiner rhythmischen Kraft und der majestätischen Klangwirkung wurde es häufig von großen Dichtern wie Kālidāsa verwendet.

Struktur des Śārdūlavikrīḍita-Metrums

Es handelt sich hier um ein Śārdūlavikrīḍita-Metrum. Es besteht aus vier Pāda. Jeder Pāda umfasst 19 Silben und gliedert sich in zwei Abschnitte. Der erste Abschnitt des Pāda hat 12 Silben. Dann trennt eine Zäsur diesen von den nächsten 7 Silben.

Wir machen uns die Rezitation leichter, wenn wir die ersten 12 Silben nochmal in 2x6 Silben aufsplitten. Dies ist dann zwar nicht ganz wie das Metrum traditionell beschrieben wird, führt aber zu einem in sich stimmungen Klang. 

Muster der Silben

Die metrische Struktur der 19 Silben je Pāda folgt diesem Muster:

| | | _ _ |(,) _ | _ _ _ | , | | _ | | _ |
| | | _ _ |(,) _ | _ _ _ | , | | _ | | _ |
| | | _ _ |(,) _ | _ _ _ | , | | _ | | _ |
| | | _ _ |(,) _ | _ _ _ | , | | _ | | _ |

Metrische Analyse

  • Betonte Silben (guru) = |
  • Unbetonte Silben (laghu) = _

Beispiel für Śārdūlavikrīḍita

Ein Beispiel für das Śārdūlavikrīḍita-Metrum in einem klassischen Vers aus dem Pratyabhijñā-Hr̥dayam:

deha prāṇasukhā(,) dibhiḥ pratikalaṃ, saṃrudhyamāno janaḥ

Verwendung des Śārdūlavikrīḍita-Metrums

Das Śārdūlavikrīḍita-Metrum wird in Mahākāvyas (Epen), Kāvyas (klassische Dichtungen) und klassischen Dramen verwendet. Es findet sich unter anderem in den Werken von Kālidāsa wie dem Raghuvaṃśa und Kumārasaṃbhava. Die imposante Klangwirkung macht es besonders geeignet für dramatische Höhepunkte und machtvolle Passagen.

Aber auch in der Haṭhapradīpikā finden sich 10 Verse im  Śārdūlavikrīḍita-Metrum, insbesondere wenn komplexere Aspekte, wie Siddhāsana und Padmāsana, beschrieben werden. 

Fazit

Das Śārdūlavikrīḍita-Metrum mit seinen 19 Silben pro Pāda und der klaren Zweiteilung in 12 + 7 Silben gehört zu den kunstvollsten und beliebtesten Versmaßen der indischen Dichtkunst. Der Vergleich mit dem "Spiel des Tigers" wird durch die Dynamik des Metrums unterstützt, das Kraft, Anmut und Präzision vereint. Es ist eines der bevorzugten Metren von Dichtern wie Kālidāsa und ein Symbol für die rhythmische Schönheit der klassischen indischen Poesie.

Header Bild: Open AI

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