Gewaltlosigkeit (ahiṁsā), Wahrhaftigkeit (satya), Nicht-Stehlen (asteya), ein Besinnen auf die kosmische Ordnung (brahma-carya) und Unbestechlickeit (aparigraha) sind Leitlinien, die Dein Zusammenleben mit anderen Menschen harmonisch werden lassen.

Yoga Sutra 2: Über die spirituelle Praxis
ahiṁsāTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
ahiṁsāSubstantiv Feminin
Gewaltlosigkeit
ahiṁsāSubstantiv Feminin
aPräfixhiṁsāSubstantiv Feminin
Gewaltlosigkeit
aPräfixVerneinung
hiṁsāSubstantiv Feminin
hanVerbalwurzel
Verletzten
hanVerbalwurzelverletzen, töten
pratiṣṭhāyāmLokativ Absulotiv Singular
pratiṣṭhāSubstantiv Feminin
Stabilität, Beständigkeit, Stillstand
pratiṣṭhāSubstantiv Feminin
pratiPräfixsthāVerbalwurzel
Stabilität, Beständigkeit, Stillstand
pratiPräfixgegen, entgegen zurück
sthāVerbalwurzelstehen
tatTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
tatPronomen 3. Person
das, dieser
saṁnidhauLokativ Singular
saṁnidhiSubstantiv Maskulin
Nähe, Gegenwart
saṁnidhiSubstantiv Maskulin
samPräfixniPräfixdhāVerbalwurzel
Nähe, Gegenwart
samPräfixzusammen, mit, völlig
niPräfixnieder, zurück
dhāVerbalwurzelsetzen, stellen, legen
vairaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
vairaSubstantiv Neutrum
Feindseligkeit
tyāgaḥNominativ Singular
tyāgaSubstantiv Maskulin
Verlassen, Aufgeben
tyāgaSubstantiv Maskulin
tyajVerbalwurzel
Verlassen, Aufgeben
tyajVerbalwurzelverlassen, aufgeben

Wenn in der Gewaltlosigkeit (ahiṁsā) Beständigkeit (pratiṣthā) [besteht], [entsteht] ein Verlassen von aller Feindseligkeit (vaira-tyāga) in der Gegenwart dieses (tat-saṁnidhi) [Menschen].

Dr. Ronald Steiner - historisch-wörtlich


Gelingt es Dir, jede Gewalt in Gedanken, Worten und Taten aufzulösen (ahiṁsā), so befindest Du Dich in innerem Frieden mit Dir. Dieser Frieden strahlt auf die Menschen um Dich herum aus.

Dr. Ronald Steiner - moderner Transfer


Beim Beharren in der Nichtschädigung erfolgt in seiner [des Beharrenden] Umgebung Verzicht auf Feindseligkeit.

Paul Deussen - 1908


When harmlessness in complete, near him, there is abandonment of enmity.

James R. Ballantyne - 1852


As soon as he is grounded in abstinence from injury, his presence begets a suspension of enmity.

James Haughton Woods - 1914

satyaTatpuruṣa-Kompositum
satyaSubstantiv Neutrum
Wahrhaftigkeit
satyaSubstantiv Neutrum
asVerbalwurzel
Wahrhaftigkeit
asVerbalwurzelsein
pratiṣṭhāyāmLokativ Absulotiv Singular
pratiṣṭhāSubstantiv Feminin
Stabilität, Beständigkeit
pratiṣṭhāSubstantiv Feminin
pratiPräfixsthāVerbalwurzel
Stabilität, Beständigkeit, Stillstand
pratiPräfixgegen, entgegen zurück
sthāVerbalwurzelstehen
kriyāTatpuruṣa-Kompositum
kriyāSubstantiv Feminin
Tat, Arbeit
kriyāSubstantiv Feminin
kr̥Verbalwurzel
Tat, Arbeit
kr̥Verbalwurzelmachen, vollbringen, ausführen, bewirken
phalaTatpuruṣa-Kompositum
phalaSubstantiv Neutrum
Frucht
phalaSubstantiv Neutrum
phalVerbalwurzel
Frucht
phalVerbalwurzelreifen, Früchte tragen, Folgen tragen
āśrayatvamNominativ Singular
āśrayatvaSubstantiv Neutrum
Anschließen, Folgen
āśrayatvaSubstantiv Neutrum
āPräfixśrayaSubstantiv MaskulintvaSuffix
Anschließen, Folgen
āPräfixhin zu, nahe bei
śrayaSubstantiv Maskulin
śriVerbalwurzel
Asyl, Rückzug, Schutz
śriraufsich anlehnen, ausruhen
tvaSuffixNomen Abstraktum: -heit

Wenn in der Wahrhaftigkeit (satya) Beständigkeit (pratiṣṭhā) [besteht], folgt (āśrayatva) die Frucht (phala) jeder Tat (kriyā).

Dr. Ronald Steiner - historisch-wörtlich


Sagst Du stets die Wahrheit (satya), dann ist alles was Du sagst und tust wahr. So simpel diese Worte auch scheinen, führen sie doch zu einer fast magischen Kraft.

Dr. Ronald Steiner - moderner Transfer


Beim Beharren in der Wahrhaftigkeit erfolgt ein Antreten derselben Frucht wie die der Opferwerke.

Paul Deussen - 1908


When veracity is complete, he is the receptacle of the fruit of works.

James R. Ballantyne - 1852


As soon as he is grounded in abstinence from falsehood, actions and consequences depend upon him.

James Haughton Woods - 1914

asteyaTatpuruṣa-Kompositum
asteyaSubstantiv Neutrum
Nicht-Stehlen
asteyaSubstantiv Neutrum
aPräfixsteyaSubstantiv Neutrum
nicht Stehlen
aPräfixVerneinung
steyaSubstantiv Neutrum
staiVerbalwurzel
Stehlen, Diebstahl, Raub
staiVerbalwurzelstehlen
pratiṣṭhāyāmLokativ Absulotiv Singular
pratiṣṭhāSubstantiv Feminin
Stabilität, Beständigkeit
pratiṣṭhāSubstantiv Feminin
pratiPräfixsthāVerbalwurzel
Stabilität, Beständigkeit, Stillstand
pratiPräfixgegen, entgegen zurück
sthāVerbalwurzelstehen
sarvaKarmadhāraya-Kompositum
sarvaAdjektiv
alle
ratnaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
ratnaSubstantiv Neutrum
Schatz
upasthānamNominativ Singular
upasthānaSubstantiv Neutrum
Nähe, Erscheinen, Hinzutreten
upasthānaSubstantiv Neutrum
upasthānaSubstantiv Neutrum
Nähe, Erscheinen, Hinzutreten
upaPräfixnahe, unter, bei, neben
sthānaSubstantiv Neutrum
sthāVerbalwurzelanaSuffix
das Stehen
sthāVerbalwurzelstehen
anaSuffix NeutrumKr̥t-Suffix mit Guṇa-Stufe: bezeichnet eine Handlung

Wenn im Nicht-Stehlen (asteya) Beständigkeit (pratiṣṭhā) [besteht], erscheinen (upasthāna) alle Schätze (sarva-ratna).

Dr. Ronald Steiner - historisch-wörtlich


Stehlen ist ein Ausdruck von Mangel. Hast Du jeden Impuls des Dich an anderen Bereicherns (asteya) aufgegeben, so fühlst Du Dich wahrhaftig reich.

Dr. Ronald Steiner - moderner Transfer


Beim Beharren im Nichtstehlen erfolgt ein Sicheinstellen von allerlei Schätzen.

Paul Deussen - 1908


When abstinence from theft is complete, all jewels come near him.

James R. Ballantyne - 1852


As soon as he is grounded in abstinence from theft, all jewels approach him.

James Haughton Woods - 1914

brahmacaryaTatpuruṣa-Kompositum Lokativ
brahmacaryaSubstantiv Neutrum
Enthaltsamkeit, wörtlich: in Brahman wandeln / das Absolute, das Göttliche
brahmacaryaSubstantiv Neutrum
brahmanSubstantiv NeutrumcaryaSubstantiv Neutrum
Enthaltsamkeit, wörtlich: in Brahman wandeln
brahmanSubstantiv Maskulindas Göttliche / Brahmane
caryaSubstantiv Neutrum
carVerbalwurzel
Wandel, Wandern
carVerbalwurzelgehen, wandern
pratiṣṭhāyāmLokativ Absulotiv Singular
pratiṣṭhāSubstantiv Feminin
Stabilität, Beständigkeit
pratiṣṭhāSubstantiv Feminin
pratiPräfixsthāVerbalwurzel
Stabilität, Beständigkeit, Stillstand
pratiPräfixgegen, entgegen zurück
sthāVerbalwurzelstehen
vīryaTatpuruṣa-Kompositum
vīryaSubstantiv Neutrum
Tugendhaftigkeit, Männlichkeit
vīryaSubstantiv Neutrum
vīrVerbalwurzel
Tugendhaftigkeit, Männlichkeit
vīrVerbalwurzelkraftvoll, heldenhaft sein
lābhaḥNominativ Singular
lābhaSubstantiv Maskulin
das Erlangen
lābhaSubstantiv Maskulin
labhVerbalwurzel
das Erlangen
labhVerbalwurzelerlangen, bekommen

Wenn Enthaltsamkeit (brahma-carya) Beständigkeit (pratiṣṭhā) [besteht], [ist höchste] Tugendhaftigkeit (vīrya) erreicht (lābha).

Dr. Ronald Steiner - historisch-wörtlich


Handle stets im Bewusstsein des göttlichen Zusammenhangs (brahma-carya). Auf diese Weise kannst Du Dir stets klar sein über das ethisch passende Verhalten auch in einer komplexen Situation.

Dr. Ronald Steiner - moderner Transfer


Beim Beharren in der Keuschheit erfolgt Erlangung von Manneskraft.

Paul Deussen - 1908


When continence is complete, there is gain of strenght.

James R. Ballantyne - 1852


As soon as he is grounded in abstinence from incontinence, he acquires energy.

James Haughton Woods - 1914

aparigrahaTatpuruṣa-Kompositum
aparigrahaSubstantiv Maskulin
Unbestechlichkeit, Besitzlosigkeit
aparigrahaSubstantiv Maskulin
aPräfixparigrahaSubstantiv Maskulin
Unbestechlichkeit, Besitzlosigkeit
aPräfixVerneinung
parigrahaSubstantiv Maskulin
pariPräfixgrahaSubstantiv Maskulin
Umfassen, Ergreifen
pariPräfixum herum
grahaSubstantiv Maskulin
gr̥bhVerbalwurzel
das Greifen, der Prozess des Greifens
gr̥bhVerbalwurzelgreifen, ergreifen, fassen
sthairyeLokativ Absulotiv Singular
sthairyaSubstantiv Neutrum
Standhaftigkeit
sthairyaSubstantiv Neutrum
sthāVerbalwurzelyaSuffix
Standhaftigkeit
sthāVerbalwurzelstehen
yaSuffix Neutrumaus XY entstanden
janmaDvandva-Kompositum
janmanSubstantiv Neutrum
Geburt, Ursprung
janmanSubstantiv Neutrum
janVerbalwurzelmanSuffix
Geburt, Leben
janVerbalwurzelzeugen, gebären, erzeugen, hervorbringen
manSuffixKṛtikṛt-Suffix: Nomen Abstraktum
kathaṁtāTatpuruṣa-Kompositum
kathaṁtāSubstantiv Feminin
das Wie-Sein, Umstand, Zustand
kathaṁtāSubstantiv Feminin
kathamAdverbSuffix
das Wie-Sein, Umstand, Zustand
kathamAdverbwie
Suffix fBhāvārtha-taddhita AbstraktumZustand des etwas Seins, XY-schaft
saṁbodhaḥNominativ Singular
saṁbodhaSubstantiv Maskulin
Verständnis
saṁbodhaSubstantiv Maskulin
saṁPräfixbodhaSubstantiv Maskulin
Verständnis
samPräfixzusammen, mit, völlig
bodhaSubstantiv Maskulin
budhVerbalwurzel
wissend, verstehend
budhVerbalwurzelwissen, verstehen

Wenn in der Unbestechlichkeit (apraigraha) Standhaftigkeit (sthairya) [besteht], [entsteht] Verständnis (saṁbodha) über [zugrundeliegenden] Ursprung (janman) und [aktuellen] Zustand (kathaṁtā).

Dr. Ronald Steiner - historisch-wörtlich


Bist Du wahrhaft unbestechlich (aparigraha), dann bist Du Dir Deiner Vergangenheit (janman) genauso bewusst wie Deiner aktuellen Aufgabe (kathaṁtā) in diesem Leben.

Dr. Ronald Steiner - moderner Transfer


Bei Standhaftigkeit in der Besitzlosigkeit erfolgt Bewußtsein der Wie-heit der Geburten.

Paul Deussen - 1908


When non.covetousness is established, there is knowledge of al about (Former) states of existence.

James R. Ballantyne - 1852


As soon as he is established in abstinence-from-acceptance-of-gifts, a thorough illumination upon the conditions of birth…

James Haughton Woods - 1914

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    Katrin Goldmann

    at 17.08.2021

    Danke für die wertvollen Interpretationsmöglichkeiten zu 2.38! Danke für die wertvollen Interpretationsmöglichkeiten zu 2.38!

  • Hallo, vielen Dank für die tollen neuen Übersetzungen! Wirklich schön damit nochmal über die Yoga Sutra nachzudenken. Eine Frage zu II 38 der modernen Übersetzung: Kannst Du den göttlichen [...] Hallo, vielen Dank für die tollen neuen Übersetzungen! Wirklich schön damit nochmal über die Yoga Sutra nachzudenken. Eine Frage zu II 38 der modernen Übersetzung: Kannst Du den göttlichen Zusammenhang ein bisschen ausführen? Was ist der göttliche Zusammenhang... hätte zwar Ideen dazu, liege aber vielleicht vollkommen daneben...? Viele Grüße aus Griechenland Nicole

    • Hallo Nicole,
      ich denke das schöne an diesen Sutren ist, dass sie nicht ganz eindeutig sind. Für den einen mag Brahmacharya etwas anderes bedeuten als für den anderen. Es entstehen verschiedene [...] Hallo Nicole,
      ich denke das schöne an diesen Sutren ist, dass sie nicht ganz eindeutig sind. Für den einen mag Brahmacharya etwas anderes bedeuten als für den anderen. Es entstehen verschiedene Interpretationen von:
      - Enthaltsamkeit
      - Treue
      - Klarheit mit seiner Energie
      - Weihen seines Lebens und seiner Handlungen dem göttlichen
      - meditativ / mit dem göttlichen verbunden den Alltag erleben
      ... und vermutlich noch viele mehr. Mich persönlich sprechen viele davon an. Welche Dich?
      Namaste und herzliche Grüße
      Ronald