Reinheit (śauca), Zufriedenheit (saṁtoṣa), Selbstdisziplin (tapas), Selbstbeobachtung (svadhyāya) und Annahme Deines Schicksals (īśvarapraṇidhāna) sind fünf Leitlinien (niyama), die Dein persönliches Leben bereichern können.

Yoga Sutra 2: Über die spirituelle Praxis
śaucāt Ablativ Singular
śaucaSubstantiv Neutrum
aus Reinheit
śaucaSubstantiv Neutrum
śuciAdjektiv
Reinheit
śuciAdjektiv
śucVerbalwurzel
klar, rein, strahlend
śucVerbalwurzelleuchten, strahlen
svāṅgaTatpuruṣa-Kompositum
svāṅgaSubstantiv Neutrum
eigene Glieder, eigene Körperlichkeit
svāṅgaSubstantiv Neutrum
svaAdjektivaṅgaSubstantiv Neutrum
eigene Glieder, eigene Körperlichkeit
svaAdjektiveigen
aṅgaSubstantiv NeutrumGlied
jugupsāNominativ Singular
jugupsāSubstantiv Feminin
Abneigung
jugupsāSubstantiv Feminin
gupVerbalwurzel
Abneigung
gupVerbalwurzelvermeiden
paraiḥInstrumentalis Plural
paraAdjektiv
fremd, entfernt, ein Anderer, Äußeres
asaṁsargaḥNominativ Singular
asaṁsargaSubstantiv Maskulin
Unverbundenheit
asaṁsargaSubstantiv Maskulin
aPräfixsaṁsargaSubstantiv Maskulin
Unverbundenheit
aPräfixVerneinung
saṁsargaSubstantiv Maskulin
saṁPräfixsargaSubstantiv Maskulin
Verbundenheit
samPräfixzusammen, mit, völlig
sargaSubstantiv Maskulin
sarjVerbalwurzel
Loslassen, Ausstoßen
sarjVerbalwurzelausstoßen, abgeben

Aus Reinheit (śauca) [entsteht] Abneigung von der eigenen Körperlichkeit (svāṅga-jugupsā) und Unberührtheit von Äußerem (parir asaṁsarga)x.

Dr. Ronald Steiner - historisch-wörtlich

x:

Die Philosophie von Patañjali stammt aus der Saṁkhya-Philosophie. Diese Welt und auch unser Körper ist nach dieser Philosophie unbeseelt. Das Essentielle (puruṣa) ist vollkommen von dieser Welt getrennt. Daher wurde der phyisische Körper nicht kultiviert, sondern der Yogaübende versuchte sich von seinem Körper zu trennen. Hier steht die Philosophie des Yoga Sūtra im Gegensatz zur späteren Praxis des Haṭha Yoga. Der Haṭha-Yoga baut auf einer tantrischen Philosophie auf. Der Körper wird im Haṭha-Yoga als etwas Göttliches gesehen und kultiviert.


Ein reiner Körper (śauca) gibt Dir Raum, Dich von außen nach innen zu wenden.

Dr. Ronald Steiner - moderner Transfer


Aus der Reinheit erfolgt Abscheu vor dem eigenen Leib und Nichtberührung mit andern,

Paul Deussen - 1908


From ‘purification’, loathing for one’s own members and non-intercourse with others.

James R. Ballantyne - 1852


As a result of cleanliness there is disgust at one's own body and no intercourse with others.

James Haughton Woods - 1914

sattvaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
sattvaSubstantiv Neutrum
Charakter
sattvaSubstantiv Neutrum
satAdjektivtvaSuffix
Charakter
satAdjektiv
asVerbalwurzel
existierend, seiend
asVerbalwurzelsein
tvaSuffixNomen Abstraktum: -heit
śuddhiDvandva-Kompositum
śuddhiSubstantiv Feminin
Reinheit
śuddhiSubstantiv Feminin
śudhVerbalwurzel
Reinheit
śudhVerbalwurzelreinigen
saumanasyaDvandva-Kompositum
saumanasyaSubstantiv Neutrum
Heiterkeit
saumanasyaSubstantiv Neutrum
suPräfixmanasyaVerbalwurzel
Heiterkeit
suPräfixgut
manasyaVerbalwurzelim Geist haben
ekāgryaDvandva-Kompositum
ekāgryaAdjektiv
Konzentration, Einpünktigkeit
ekāgryaAdjektiv
ekaZahlwortagryaAdjektiv
Konzentration, Einpünktigkeit
ekaZahlworteins
agryaAdjektivan der Spitze stehend, vorzüglichst
indriyaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
indriyaSubstantiv Neutrum
Sinne - vom Gott Indra abgeleitet
jayaDvandva-Kompositum
jayaSubstantiv Maskulin
Sieg
jayaSubstantiv Maskulin
jiVerbalwurzel
Sieg
jirbe-siegen
ātmaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
ātmanSubstantiv Maskulin
Selbst
ātmanSubstantiv Maskulin
unklare Herkunft: anVerbalwurzel oder at |Verbalwurzel
beseelt
anVerbalwurzelatmen
atVerbalwurzelbewegen
darśanaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
darśanaSubstantiv Neutrum
Sehen, Wahrnehmen
darśanaSubstantiv Neutrum
dr̥śVerbalwurzelanaSuffix Neutrum
Akt des Wahrnehmens
dr̥śVerbalwurzelsehen erblicken, wahrnehmen
anaSuffix NeutrumKr̥t-Suffix mit Guṇa-Stufe: bezeichnet eine Handlung
yogyatvāniNominativ Plural
yogyatvaSubstantiv Neutrum
Fähigkeit
yogyatvaSubstantiv Neutrum
yogyaAdjektivtvaSuffix
Fähigkeit
yogyaAdjektiv
yujVerbalwurzel
geeignet, passend
yujVerbalwurzelschirren, anspannen
tvaSuffixNomen Abstraktum: -heit
ca
caPartikel
und

Auch die Fähigkeit eines reinen Charakters (sattva-śuddhi), Heiterkeit (saumanasya), Konzentration (ekāgrya), ein Siegen über die Sinne (indriya-jaya) und Sehen des wahren Selbst (ātma-darśana) entsteht.

Dr. Ronald Steiner - historisch-wörtlich


Reinheit beschränkt sich nicht auf den physischen Körper, sondern umfasst Dein ganzes Menschsein (sattva-śuddhi). Heiterkeit (saumanasya), Konzentration (ekāgrya) und klare Sinne (indriya-jaya) sind das Resultat. Schließlich kannst Du Dein wahres Selbst (ātma-darśana) erfahren.

Dr. Ronald Steiner - moderner Transfer


sowie auch Reinigung des Sattvam [von Rajas und Tamas; vgl. jedoch Chând. Up. 7, 26.2: âhâra-çuddhau sattva-çuddhi], Wohlgemutsein, Konzentration, Sinnezähmung und Geeignetsein für das Schauen des Âtman.

Paul Deussen - 1908


And purity in the quality of goodness, complacency, intentness, subjugation of the senses and fitness for the beholding of soul (are fruits of ‘Purification’).

James R. Ballantyne - 1852


Purity of sattva and gentleness and singleness-of-intent and subjugation of the senses and fitness for the sight of the self.

James Haughton Woods - 1914

saṁtoṣātAblativ Singular
saṁtoṣaSubstantiv Maskulin
aus Zufriedenheit
saṁtoṣaSubstantiv Maskulin
saṁPräfixtoṣaSubstantiv Maskulin
Zufriedenheit
samPräfixzusammen, mit, völlig
toṣaSubstantiv Maskulin
tuṣVerbalwurzel
Zufriedenheit, Freude
tuṣVerbalwurzelzufrieden sein
anuttamaḥNominativ Singular
anuttamaAdjektiv
unübertroffen
anuttamaAdjektiv
anPräfixudPräfixtamaSuffix
unübertroffen
anPräfixVerneinung
udPräfixhoch, auf, über
tamaSuffixformt den Superlativ
sukhaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
sukhaSubstantiv Neutrum
Glück
suhkhaSubstantiv Neutrum
suPräfixkhaSubstantiv Neutrum
Glück, Wohlbefinden, Lust
suPräfixgut, angenehm
khaSubstantiv NeutrumÖffnung, Loch, Ausgang / Höhlung in der Nabe des Rades
lābhaḥNominativ Singular
lābhaSubstantiv Maskulin
Erlangung
lābhaSubstantiv Maskulin
labhVerbalwurzel
Erlangung
labhVerbalwurzelerlangen, bekommen

Aus Zufriedenheit (saṁtoṣa) [entsteht] Erlangung von unendlichem Glück (anuttama sukha-lābha).

Dr. Ronald Steiner - historisch-wörtlich


Glücklichsein (sukha) ist ganz simpel: Sei mit dem zufrieden was Du hast (saṁtoṣa).

Dr. Ronald Steiner - moderner Transfer


Aus der Genügsamkeit erfolgt unübertreffliche Lusterlangung.

Paul Deussen - 1908


From contentment there is acquired superlative felicity.

James R. Ballantyne - 1852


As a result of contentment there is an acquisition of superlative pleasure.

James Haughton Woods - 1914

kāyaDvandva-Kompositum
kāyaSubstantiv Maskulin
Körper
kāyaSubstantiv Maskulin
ciVerbalwurzel
Körper
ciVerbalwurzelaneinanderreihen
indriyaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
indriyaSubstantiv Neutrum
Sinne - vom Gott Indra abgeleitet
siddhiḥNominativ Singular
siddhiSubstantiv Feminin
übernatürliche Fähigkeit, Meisterschaft
siddhiSubstantiv Feminin
sidhVerbalwurzel
übernatürliche Fähigkeit, Meisterschaft
sidhVerbalwurzelerlangen, vollenden
aśuddhiTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
aśuddhiSubstantiv Feminin
Unreinheit
aśuddhiSubstantiv Feminin
aPräfixśuddhiSubstantiv Feminin
Unreinheit
aPräfixVerneinung
śuddhiSubstantiv Feminin
śudhVerbalwurzel
Reinheit
śudhVerbalwurzelreinigen
kṣayāt Ablativ Singular
kṣayaSubstantiv Maskulin
Abnahme, Entfernung, Verminderung
kṣayaSubstantiv Maskulin
kṣiVerbalwurzel
Verschwinden, Verminderung, Verlust; Wohnung, Wohnsitz, Aufenthalt
kṣiVerbalwurzelvernichten, zerstören, ein Ende machen; sich aufhalten, wohnen
tapasaḥAblativ Absulotiv Singular
tapasSubstantiv Neutrum
Selbstdisziplin, Askese
tapasSubstantiv Neutrum
tapVerbalwurzel
Selbstdisziplin, Askese, Hitze
tapVerbalwurzelwärmen, scheinen, Wärme von sich geben

Wenn Selbstdisziplin (tapas) [besteht], [entsteht] durch die Verminderung von Unreinheit (aśuddhi-kṣaya) die Meisterschaft (siddh) über die Sinne (indriya) und den Körper (kāya).

Dr. Ronald Steiner - historisch-wörtlich


Selbstdisziplin (tapas) ist der Schlüssel für Klarheit in Deinem Tun (aśuddhi-kṣaya), Harmonie in Deinen Gefühlen (indriya) und Gesundheit in Deinem Körpert (kāya).

Dr. Ronald Steiner - moderner Transfer


[Magische] Vollkommenheit von Leib und Sinnesorganen erfolgt, vermöge der Tilgung der Unreinheit, aus der Askese.

Paul Deussen - 1908


The perfection of the bodily senses by the removal of impurity (is the fruit) of austerity.

James R. Ballantyne - 1852


Perfection in the body and in the organs after impurity has dwindled as a result of self-castigation.

James Haughton Woods - 1914

svādhyāyātAblativ Singular
svādhyāyaSubstantiv Maskulin
Aus Selbststudium
svādhyāyaSubstantiv Maskulin
svaPräfixadhyāyaSubstantiv Maskulin
Studium des Veda
svaPräfixauf sich selbst bezogen, selbst
adhyāyaSubstantiv MaskulinStudium, das Lesen
iṣṭaKarmadhāraya-Kompositum
iṣṭaAdjektiv
gewünscht, verehrt
iṣṭaAdjektiv
iṣVerbalwurzel
gewünscht, verehrt
iṣVerbalwurzelwünschen
devatāTatpuruṣa-Kompositum
devatāSubstantiv Feminin
Gottheit
devatāSubstantiv Feminin
devaSubstantiv MaskulinSuffix Feminin
Gottheit
devaSubstantiv MaskulinGott
SuffixNomen Abstraktum: xy-haft
saṁprayogaḥNominativ Singular
saṁprayogaSubstantiv Maskulin
Verbindung
saṁprayogaSubstantiv Maskulin
samPräfixpraPräfixyogaSubstantiv Maskulin
Befestigung, Verbindung, Anwendung, Gebrauch
samPräfixzusammen, mit, völlig
praPräfixvorwärts, vorne
yogaSubstantiv Maskulin
yujVerbalwurzel
Yoga, Verbindung, das Anschirren
yujVerbalwurzelschirren, anspannen

Aus Selbststudium (svādhyāya) [entsteht] die Verbindung (saṁprayoga) mit der verehrten Gottheit (iṣṭa-devatā).

Dr. Ronald Steiner - historisch-wörtlich


Nehme wahr, was Dich innerlich bewegt (svādhyāya). So erkennst Du Deine Werte, Visionen und Ideale (iṣṭa-devatā).

Dr. Ronald Steiner - moderner Transfer


Aus dem Studium erfolgt Vereinigung mit der geliebten Gottheit.

Paul Deussen - 1908


Through, inaudible muttering there is a meeting with one’s favourite deity.

James R. Ballantyne - 1852


As a result of study there is communion with the chosendeity.

James Haughton Woods - 1914

samādhiTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
samādhiSubstantiv Maskulin
vollkommene Einheitserfahrung
samādhiSubstantiv Maskulin
samPräfixādhiSubstantiv Maskulin
Zusammensetzung, Verbindung, Einheitserfahrung, Erleuchtungszustand
samPräfixzusammen, mit, völlig
ādhiSubstantiv Maskulin
āPräfixdhāVerbalwurzel
Standort, Lage; Gedanken, Sorgen
āPräfixhin zu, nahe bei
dhāVerbalwurzelsetzen, stellen, legen
siddhiḥNominativ Singular
siddhiSubstantiv Feminin
übernatürliche Kraft, Meisterschaft
siddhiSubstantiv Feminin
sidhVerbalwurzel
übernatürliche Fähigkeit, Meisterschaft
sidhVerbalwurzelerlangen, vollenden
īśvarapraṇidhānātAblativ Singular
īśvarapraṇidhānaSubstantiv Neutrum
aus Annahme seines Schicksals
īśvarapraṇidhānaSubstantiv Neutrum
īśvaraSubstantiv MaskulinpraṇidhānaSubstantiv Neutrum
Gotteshingabe
īśvaraSubstantiv Maskulin
īśVerbalwurzel
oberste Gottheit
īśVerbalwurzelzu eigen haben, Eigentümer sein, verfügen über, vermögen, herrschen
praṇidhānaSubstantiv Neutrum
praPräfixniPräfixdhāVerbalwurzel
Hingabe
praPräfixvorwärts, vorne
niPräfixinnen, nach Innen, innerhalb, unten, zurück
dhāVerbalwurzelsetzen, stellen, legen

Aus Annahme seines Schicksals (īśvara-praṇidhāna) [entsteht] die Meisterschaft (siddhi) der vollkommene Einheitserfahrung (samādhi).

Dr. Ronald Steiner - historisch-wörtlich


Nehme an, was nicht zu ändern ist (īśvara-praṇidhāna). Diese Hingabe führt Dich zur vollkommenen Einheitserfahrung (samādhi).

Dr. Ronald Steiner - moderner Transfer


Vollendung der Versenkung erfolgt aus der Gottergebenheit.

Paul Deussen - 1908


Perfection in meditation comes from persevering devotion of the Lord.

James R. Ballantyne - 1852


Perfection of concentration as a result of devotion to the Īcvara.

James Haughton Woods - 1914

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  • Ich möchte mich für den modernen Transfer im YS 2.40 bedanken. Abneigung von der eigenen Körperlichkeit, wie in der wörtlichen Übersetzung zu lesen, passt so gar nicht in mein Verständnis und Erleben [...] Ich möchte mich für den modernen Transfer im YS 2.40 bedanken. Abneigung von der eigenen Körperlichkeit, wie in der wörtlichen Übersetzung zu lesen, passt so gar nicht in mein Verständnis und Erleben des Ashtanga. Dein moderner Transfer spiegelt für mich den tantrischen Einfluss auf den heutigen Yoga wieder und motiviert mich wiederum auch die anderen Sutren durch diese Brille zu betrachten.
    Pantha Rhei
    Liebe Grüße
    Pitt

    • Wau. Danke.
      Ja, sehe ich genauso. Die reine Saṁkhya Sicht ist für unsere moderne Praxis und Sichtweise etwas befremdlich. Wau. Danke.
      Ja, sehe ich genauso. Die reine Saṁkhya Sicht ist für unsere moderne Praxis und Sichtweise etwas befremdlich.

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    Shanti Fuhr

    at 11.03.2021

    An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bedanken für die phantastischen Bemühungen von euch. Ich schätze es sehr, all diese wertvollen Aussagen in dieser Form geniessen zu können. Wunderbar! An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bedanken für die phantastischen Bemühungen von euch. Ich schätze es sehr, all diese wertvollen Aussagen in dieser Form geniessen zu können. Wunderbar!

    • Wau. Vielen lieben Dank.
      - Es bedeutet mir viel das Verständnis um den Yoga und auch die Freude am Yoga zu teilen. Wau. Vielen lieben Dank.
      - Es bedeutet mir viel das Verständnis um den Yoga und auch die Freude am Yoga zu teilen.

    • Profile Image

      Shanti Fuhr

      at 11.03.2021

      yep, das kommt auch so rüber... always a pleasure yep, das kommt auch so rüber... always a pleasure